Hier ist der von meinem Neffen, dem Sohn Alfred Mürlings, aufgefundene Bericht zu Ende. Die restlichen Seiten sind unbekannt verloren gegangen.
Als Bruder des im Jahre 2012 verstorbenen Alfred Mürling will ich in aller Kürze die mir bekannten Ereignisse aus dem Gedächtnisprotokoll nach erzählen.:
Unser Onkel Josef (Stieber), Uhrmachermeister, arbeitete im Hydrierwerk als Feinmechaniker. Seff wohnte in unserem Haus in der Badgasse 35 Er hatte Alfred ausfindig gemacht und brachte ihm von seiner Mutter Brote. Etwas später kam dann Mama oft selbst nach Maltheuern, das etwa 24 Kilometer von Komotau weg liegt. Sie spürte Alfred auf, der zu der Zeit mit der Herstellung von Bodenplatten beschäftigt wurde. Durch dem Stacheldrahtzaun steckte ihm Mama dann die fertigen Brote zu. Der ständig präsente Wachposten muß wohl weggesehen haben. Mama hatte auf dem Hin- und Rückweg nach Maltheuern auch Glück mit dem Weg. Das eine oder andere Bauernfuhrwerk nahm sie mit. Öffentlich Verkehrsmittel waren den Deutschen ja verboten zu benutzen, es sei denn für den Weg zur Arbeit.
Einmal mußte Mama alle 48 Kilometer an einem Tag laufen. Sie kam heim, fiel auf die Couch und hatte keine Kraft mehr ins Bett zu gehen.
Auf der Stube meines Bruders gab es eine Erschießung, Zu nächtlicher Schlafensstunde wurden die Jungs von den Tschechen geweckt und zum Heraustreten befohlen. An der Vordertür bekam jeder eine Ohrfeige. Zwei Leidensgenossen sprangen zur Hintertür, um der Prozedur zu entgehen. Da eröffneten die Tschechen das Feuer. Der Zweite wurde erschossen.
Uns Deutschen war damals vorausbestimmt, daß wir die Heimat verlassen mu0ten. Wir kamen zunächst im Mai 1946 in das „Auffanglager“ Hilfsschule in der Gabelsberger Straße. Dort verbrachten wir 17 Wochen. Alfred war ja noch in Maltheuern interniert. Unsere Mutter brachte es immer wieder fertig, den Abtransport hinau zu zögern. Endlich, etwa Mitte Juli 1946 wurde dann Alfred entlassen.
Helmut Mürling
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