Der 4. März 1919 - Kaaden-Duppau

Heimatkreis Kaaden- Duppau
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Das Masakker des 4. März 1919 in Kaaden
auf einer historischen Ansichtskarte
Der 4. März 191 9
in Kaaden

aus "Flug über die Heimat: Mit Dr. Viktor Karell über Kaaden

Am Anfang der neu geschaffenen ersten Tschechoslowakei stehen die 26 toten Märzgefallenen von Kaaden; 23 sind im Ehrengrab beigesetzt. 20 Deutsche wurden am 8. März, 3 weitere, die den Verletzung noch erlegen sind, einige Tage später. Drei Tote wurden in ihre Heimatorte überführt.
Der 1918 neu gegründete Staat der Tschechen und Slowaken beginnt seine Geschichte mit 58 Ermordeten, 28 davon sterben in Kaaden. Am 23. Dezember 1918 wurde Kaaden von tschechischem Militär besetzt, Die Soldaten gehörten dem 74. Infanterie- Regiment an, das während des Ersten Weltkrieges zeitweise in der Kaadner Garnison stationiert war. Zwischen der deutschen Bevölkerung und den tschechischen Soldaten hatte nie ein gespanntes Verhältnis bestanden. Im Gegenteil ! Als Einheiten des Regimentes in den Krieg zogen, wurden ihnen von von den Deutschen zum Abschied Blumen und Liebesgaben geschenkt. Dieselben Soldaten haben am 4. März 1919 mit Maschinengewehren in die am Ring versammelte Menschenmenge geschossen.In der "Kaadner Zeitung" vom  8. und 12. März 1919- ein Exemplar wird im Heimatmuseum Weißenburg, der Patenstadt, aufbewahrt- wird das Geschehen wie folgt geschildert:
Wie in allen Städten Deutsch-Böhmens hatte auch die Sozialdemokratische Partei in Kaaden die einwohner zu einer Versammlung für Dienstag, dem 4. März nachmittags, in den Schützensaal eingeladen. Es sollte das vom amerikanischen Präsidenten Wilson propagierte Selbstbestimmungsrecht und gegen die Verhinderung der Wahlen zur deutsch- österreichischen Nationalversammlung durch die tschechischen Staatsorgane friedlich protestiert werden.Da sich der Saal des Schützenhauses als zu klein für die etwa 9.000 Teilnehmer erwies, wurde die Kundgebung im Vorhof abgehalten. Die Redner der Sozialdemokratischen Partei, der freisozialistischen Partei und der bürgerlichen Parteien simmten darin überein, geschlossen für die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes einzutreten. Zum Schluß forderte Bürgermeister Hergl die Teilnehmer auf, sich in Ruhe und Ordnung zu einem Zug zu formieren, zum Ringplatz zu marschieren und sich zu keinen Ausschreitungen hinreißen zu lassen.Dort war es noch vor Eintreffen des Zuges zwischen Deutschen und Tschechen wegen der Fahnenhissung am Rathausturm zu Wortwechseln gekommen. Als die deutsche Fahne mit Erlaubnis des tschechischen Kommandanten aufgezogen worden war, mußte sie wieder eingezogen und durch eine weiß- rote Fahne ersetzt werden. Die am Platz anwesenden Bürger reagierten daraufhin mit Empörung. Sie hatten auch festgestellt, daß tschechisches Militär nicht, wie vereinbart, in der Kaserne zurückgeblieben war, sondern die Schloß- und Süßengasse abgesperrt hatte. Im ersten Stock des Postamtes und des Hotels Austria waren Maschinengewehre in Stellung gebracht worden.Einige junge Leute erzwangen sich den Aufstieg zum Rathausturm, um abermals die deutsche Flagge zu hissen. Auch damit war der tschechische Kommandant einverstanden. Als die Flagge entrollt wurde, stimmte die Mange am Ringplatz die "Wacht am Rhein" an. Unterdessen gerieten deutsche Kriegsheimkehrer beim Rathauseingang mit der dortigen Wache in einen Wortwechsel. Ein halbwüchsiger Bursche warf mit einem Stück Mörtel nach einem Soldaten. Darauf feuerte dieser einen Schuß ab. Der Einschlag der Kugel im inneren Pfeilerbogen konnte genau nachgewiesen werden. Dieser Schuß war das Signal zu einem furchtbaren Gemetzel. Die Posten beim Rathaus und auf den Zinnen des Turmes begannen in die Menge zu schießen, zur gleichen Zeit gaben auch die Maschinengewehre Feuer. Zurück blieben 20 Tote und 100 Schwerverletzte. Nach dem Feuerüberfall glich das Hotel Sonne einem Feldlazarett.Schon am Mittwochnachmittag beschloß der Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Hergl eine Tauerfeier. Diese fand am 8. März 1919 am Friedhof statt. Die sterblichen Überreste der Märzgefallenen wurden in einem Gemeinschaftsgrab bestattet.
Das Ehrengrab der Märzgefallenen am Friedhof in Kaaden
Insgesamt mußten 58 Deutsche in Deutschböhmen an diesem Tage ihr Leben lassen, weil sie für die Selbstbestimmung der Deutschen in der Tschechoslowakei friedlich demonstrierten.
Das im Jahre 2009 umgestaltete Ehrengrab. In der Mitte die Namen der Märzgefallenen, links Erinnerung an die Vertreibung, rechts Mahnung zum Frieden
FÜR SIE ALLE DAS TOTENGEDENKEN
Die Kaadner Märzgefallenen im Detail
Die Totenfeiern am 8.März und Allerheiligen 1919
Die Märzgefallenen
Arnau: Anna Sachs, 41 Jahre; Aloisia Baudisch, 16 Jahre
Außig: Franz Jarsch, 60 Jahre
Eger : Josef Christl, 18 Jahre; Gretel Reinl, 18 Jahre;
Kaaden: Franz Schneider, 52 Jahre; Josef Wolf, 51 Jahre; Erich Benesch, 30 Jahre; Andreas Benedikt, 46 Jahre; Franziska Paßler, 46 Jahre; Anna Ott, 41 Jahre; Marie Ziener, 18 Jahre; Marianne Sturm, 24 Jahre; Karl Tauber, 14 Jahre; Ludmilla Doleschal, 26 Jahre; Leopoldine Meder, 28 Jahre; Karl Lochschmid, 11 Jahre; Paula Schmiedl, 15 Jahre; Wilhelm Figert, 12 Jahre; Oskar Meier, 16 Jahre; Julia Schindler, 17 Jahre; Berta Meier, 40 Jahre; Aloisia Weber, 20 Jahre, Maria Stöckl, 23 Jahre; Ferdinand Kumpe, 15 Jahre; Hugo Nittner, 18 Jahre; Marie Loos, 54 Jahre; Katharina Tschammerhöhl, 49 Jahre;  Paul Massl, 18 Jahre; Franz Piewinger, 50 Jahre;   Theodor Romig, 28 Jahre;
Mies: Rosa Heller, 24 Jahre; Johann Luft, 17 Jahre;
Karlsbad: Alfred Hahn, 19 Jahre; Ferdinand Schuhmann, 56 Jahre; Josef Stöckl, 44 Jahre, Michael Fischer, 37 Jahre; Wenzel Wagner, 30 Jahre; Wilhelm Reingold, 54 Jahre;
Sternberg: Josefa Bolek, 37 Jahre; Hermine Kirsch, 37 Jahre, Amelia Neckel, 38 Jahre, Otto Faulhammer, 18 Jahre; Matthias Kaindl, 16 Jahre; Alois Länger, 42 Jahre; Rudolf Lehr, 16 Jahre; Franz Prosser, 28 Jahre; Ferdinand Pudek, 56 Jahre, Edmund Sedlatschek, 46 Jahre;  Josef Simak, 48 Jahre; Emil Schreiber, 18 Jahre; Richard Tschauner, 26 Jahre; Josef Laser, 80 Jahre; Franz Meier, 36 Jahre; Bruno Schindler, 68 Jahre.
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