Fichtel & Sachs in Tschirnitz
Im 18. Jahrhundert herrschte in Böhmen die Meinung vor, die heimischen Rohstoffe, wie Eisen und Kohle nach England zu liefern, damit dort diese zu fertigen Produkten verarbeitet würden. Die Industrien der Insel waren bereits sehr hoch entwickelt. Dieser Ansicht widersprach der in Komotau geborene Gubernialrat Ritter von Gerstner ganz entschieden. Es wäre richtiger, so lehrte Gerstner, die Rohstoffe an Ort und Stelle zu verarbeiten, statt sie erst zu exportieren und später als Fertigprodukte wieder zu importieren. Die Rohstoffe Kohle und Eisenerz waren vor Ort und die Waren sollten in Böhmen produziert werden. Dieses Denken griffen deutsche Firmen, wie Mannesmann, Kienzle Uhren, Poldihütte und zahlreiche kleinere Unternehmen auf und gründeten im böhmischen Becken Zweigbetriebe ihrer Firmen. Sinn dieser Firmengründungen war vor allem auch, die recht hohen Zölle des Kaiserreiches und später der Tschechoslowakei zu umgehen. Die meisten Betriebe kamen um die Jahrhundertwende vom 19. aufs 20. Jahrhundert nach Böhmen.
Im Jahre 1913 kaufte die Firma Fichtel & Sachs von den Schweinfurter Kugellagerfabriken in Tschirnitz ein Grundstück auf, um dort eine Fabrik für Kugellager für Fahrräder zu errichten.
Pürstein liegt etwa 10 km von Kaaden und ca. 2 km von Pürstein, am linken Ufer der oder unter dem Duppauer Bergen auf einer Höhe von 350 m.
Im Jahre 1913 kaufte die Firma Fichtel & Sachs von den Schweinfurt-Objekten der ehemaligen Baumwollwaren Fabrik und baute ein Filial- Werk zur Herstellung von Freilauf Rädern auf. Im Jahr 1925 wurde die Anlage in die Produktion von Kugeln und später ganze Kugellager verwandelt. 1928 wurden die Fabrikgebäude ausgebaut und in die schwedische Gruppe SKF (Schwedisch Kugellager Fabrik) mit Sitz in Göteborg eingegliedert. Es wurden Sparmaßnahmen eingeführt, bei denen ein Teil der Mitarbeiter entlassen wurde.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wirbt die Zeitschrift auf dem Restaurant Fichtelových und Sachs-Rennen in Černýši, einer der schönsten Ausflüge in das Tal von Tschirnitz, wo jeden Sonntag, Fest und Mitte der Held, Tee mit Tanz war.
Am ehesten waren Ausländer an der Produktion von SKF beteiligt, so die Statistiken vom Ende des 20. Jahrhunderts. Im Zweiten Weltkrieg führte die Produktion der schwedische Ingenieur Fr. Jonson. Kugel-und Wälz Lager, Riemenscheiben und Getriebe wurden hier produziert. Ein Teil der Produktion war für den Export bestimmt.
Ein Gefangenenlager wurde in der Fabrik seit 1941 gegründet, wo Gefangene aus Belgien, Frankreich, Russland und Italien allmählich interniert wurden. 400 Häftlinge gingen durch das Lager, mit durchschnittlich rund 100 Personen.
1945 wurden 70 Italiener befreit. Zusätzlich zu den Gefangenen arbeiteten dort zivile russische Arbeiter. Ein Bericht aus dem Jahr 1944 listet 9 Männer und 15 Frauen auf. Ing. Jonson blieb hier bis 1948, als das Rennen aus Schweden gekauft wurde.
1970 wurde die Produktion gestoppt und nach ZKL in Klösterle an der Eger übertragen.
Es wurde später eine Geflügelzucht in der ehemaligen Fabrikräumlichkeiten betrieben.
Heute besitzt die Objekte der Pražská Firma MIJOS, die im Fabrikgebäude läuft ein kleines Wasserkraftwerk und die benachbarten Gebäude vermietet.
Buch: Zdena Binterová-Perštejn und Umgebung
Die Übersetzung aus dem Tschechischen ist nur höchst mäßig gelungen. Ich bitte dafür um Verständnis.
Helmut Mürling, Internet- Sachbearbeiter